BLOGBEITRAG 10.10.2020
Die neun Arbeitsschritte beim Ikonenmalen
Die wichtigsten Arbeitsschritte beim Ikonenmalen sind:
1. Ikonenbrett auswählen
2. Ikonenbrett grundieren
3. Übertragen der Zeichnung
4. Vergolden
5. Eitempera herstellen
6. Pinsel auswählen
7. Malen der Ikone
8. Firnissen
9. Ikonenweihe
Ich werde dir hier einen ersten Überblick darüber geben, welche Arbeitsschritte notwendig sind, um eine Ikone zu malen. Auf die Techniken im Einzelnen, zum Beispiel das Vergolden, kannst du mehr in meinem Blog "Vergoldung-ein Geheimnis?" oder im White Paper "Polimentvergoldung" (Coming soon) erfahren.
Andere, spezielle Blogs zum Grundieren des Ikonenbrettes oder zum Malen schreibe ich bald.
1. Ikonenbrett kaufen
Als erstes benötigst du ein Ikonenbrett.
Es gibt Webseiten, wo du fertige Ikonenbretter in verschiedenen Formen und Größen bestellen kannst - mit und ohne Kreidegrund.
z.B. bei Dalmolin ( italienischer Versender für Ikonenmaterialien)
Ikonenbretter sind aus Vollholz gearbeitet: aus Pappel, Fichte, Kiefer oder anderen, eher leichten Hölzern.
Wenn die Bretter eine Größe von etwa 25cm in der Breite überschreiten, ist es besser, wenn die Bretter eine Versteifung auf der Rückseite oder der Stirnseite haben. Das verhindert Verwerfungen der Holzplatten, die ab dieser Größe meist aus mehreren Bretten zusammengeleimt sind.
Wenn du erstmal eine kleine Ikone malen möchtest, kannst du auch z.b. 20 cm breite Bretter aus dem Bauhaus kaufen und dir diese in die gewünschte Länge schneiden lassen.
2. Ikonenbrett grundieren
Bevor du mit dem Malen anfangen kannst, muß das Ikonenbrett mit einem Kreidegrund versehen werden.
Das ist die Grundlage, um mit Temperafarben darauf zu malen. Der Hauptgrund ist aber die zu vergolden Fläche: diese benötigt optimalerweise einen Kreidegrund.
Der Kreidegrund besteht aus Kreide (Bologneser Kreide und Champagnerkreide) und einer Leimlösung aus Hasenleim.
Wenn das Brett noch roh ist, schleifst du die Seiten und Rückseite glatt.
Dann wird das Brett mit einer Leimlösung abgeleimt, mit einer Gaze oder Baumwolltuch überzogen und dann werden zwischen 8-14 Schichten Kreide aufgetragen.
Die Kreideschichten müssen jedesmal durchtrocknen, am besten über Nacht, bevor die nächste Schicht Kreide aufgetragen wird.
Die Kreideschicht wird am Schluß glattgeschliffen.
Willst du noch mehr über das Ikonen malen erfahren?
Hallo, ich bin Juliane. Wenn du wissen willst, wie du Ikonen malst dann verpasse keinen neuen Blog.
3. Übertragen der Zeichnung
Übertrage dein gewähltes Motiv auf dein Ikonenbrett.
Du kannst ein Pergamentpapier nehmen und dein Motiv vom Original abpausen.
Kopiere es in die richtige Größe für dein Ikonenbrett und übertrage es auf dein grundiertes Brett.
Dazu kannst du Graphitpapier, z.B. von Boesner, verwenden. Du kannst dein kopiertes Motiv auch von hinten dünn mit einem Pigment einreiben (z.B. Terra di siena).
Dann zeichnest du mit einem Kugelschreiber das Motiv durch. Dadurch hast du dann dünne Linien aus Pigment auf deinem Brett.
Alle Linien werden mit einer Nadel eingeritzt. Dann malst du alle Linien mit einer neutralen dunkleren Farbe (z. B. Sienna gebrannt) nach.
Polimentvergoldung vor dem Polieren
4. Vergolden
Meist haben die Ikonen einen vergoldeten Hintergrund oder einen Heligenschein, der vergoldet ist.
Die Vergoldung kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Dazu auch noch mehr in meinem Blog "Vergoldung ein Geheimnis?"
Du kannst Schlagmetall (kein echtes Gold) oder echtes Blattgold verwenden.
Eine einfache Vergoldung ist die Vergoldung mit Vergoldermilch oder Anlegemilch. Diese sind wasserverdünnbar. z.B. von Kölner Vergoldungsprodukte: „Kölner Aquasize“
Die Milch wird aufgetragen und danach kann das Schlagmetall oder das Blattgold „festgeklebt“ werden.
Diese Vergoldung ist matt glänzend.
Willst du eine hochglänzende Vergoldung erzielen, geht das nur mit der klassischen Polimentvergoldung.
Diese Vergoldung braucht einige Übung. Als ich das erste Mal eine Polimentvergoldung gemacht habe, wurde mir klar, warum der Vergolderberuf in 3 Jahren erlernt werden muß.
Bei der Polimentvergoldung wird Bolus, eine spezielle Erde, vermischt mit Gelatinelösung, in mehreren dünnen Schichten auf den Kreidegrund aufgetragen.
Diese Bolusfläche wird nach dem Trocknen geschliffen und das Gold mit einer Alkohollösung angelegt. Dabei werden die Goldblättchen mit einem Fehhaarpinsel aufgenommen und auf die Lösung gelegt.
Nach einer Trocknung von etwa 3 Stunden kann das Gold mit einem Achatstein poliert werden.
Die genaue Anleitung mit Rezepten findest du auf meinem White Paper: Polimentvergoldung (Cooming soon)
Die Vergoldung wird gleich nach dem Prozess, vor dem Malen, mit Shellack geschützt.
Polimentvergoldung nach dem Polieren
5. Eitempera herstellen
Eine Ikone wird traditionell mit Eitempera gemalt.
Eitempera besteht aus verdünntem Eigelb - das Malmittel- und Pigmenten.
Das Bindemittel, die Substanz die die Pigmente untereinander "verklebt", ist dabei das Eigelb.
Man verwendet nur das Eigelb, verdünnt das Eigelb mit Wasser, Wein oder Essig und vermischt diese Lösung mit den Pigmenten.
Ich habe beim Malmittel gute Erfahrungen mit 1 Teil Eigelb zu 2 Teilen Wein gemacht. Diese Lösung, dein Malmittel, kannst du beim Malen auch noch weiter mit Wasser verdünnen, je nach gewünschter Malweise.
Dann verrührst du deine Pigmente mit dem Malmittel (Eigelb mit Wein).
Du kannst die Pigmente einfach in ein bisschen Malmittel einrühren, oder du reibst sie auf einer Glasplatte mit einem Glasläufer an.
Beim Anreiben werden die Pigmente noch feiner und verbinden sich besser mit dem Malmittel.
Eitempera herstellen
6. Pinsel
Für die Ikonenmalerei kannst du Pinsel benutzen die üblicherweise für Aquarellmalerei angeboten werden.
Du brauchst Pinsel in verschiedenen Stärken. Eine gute Erst-ausstattung sind z.B. Größen 0,1,2, und 4.
Die Pinselstärken sind natürlich auch von der Größe der Ikone abhängig.
Viele Ikonenmaler nehmen nur Pinsel mit Naturhaaren: Rotmarder, Kolinsky (Wiesel) oder Eichhörnchen.
Eine bekannte Marke ist Da Vinci, Kolibri oder Roubloff.
Roubloff Pinsel kommen aus Russland und es gibt sie auch bei Dalmolin.
Ich habe aber auch gute Erfahrungen mit synthetischen Pinsels gemacht.
"White Star" von Kolibri sind auch sehr gute synthetische Pinsel.
Unterschiedliche Pinsel für die Eitemperamalerei
7. Malen der Ikone
Eine Ikone wird vom Aufbau her so gemalt, dass vom Dunklen zum Licht gearbeitet wird. Das heißt, es werden erst die dunkelsten Flächen, das Proplasma, angelegt und danach das Gesicht, die Hände, Haare und Gewänder mit verschiedenen Schichten herausgearbeitet. Diese sind immer heller als die Grundfarbe. Zum Schluß werden ganz helle Lichter gesetzt.
1. Einritzen & Linien nachmalen
Beginne damit, die eingeritzten Linien deiner Vorzeichnung mit einer dunkleren Farbe, z. B. siena gebrannt, oder wasserfester Tusche, nachzuzeichnen.
2. Untermalung
Danach wird deine vorgezeichnete Ikone mit einer Untermalung in hellem Ocker überzogen.
3. Proplasma anlegen
Dann lege die Flächen mit der Grundfarbe an. Die Farbe sollte eher transparent sein und du brauchst ca. 4-6 Lagen Farbe, ehe die Fläche so aussieht wie am nebenstehenden Foto.
4. Linien nachzeichnen
Dann male die Linien nochmal nach, falls sie nicht mehr gut zu sehen sind.
5. Gewänder
Die Lichter auf den Gewändern wurden bei dieser Ikone vom Heiligen Georg mit stark verdünntem Titanweiß angelegt.
Es wird dabei immer erst eine größere Fläche angelegt und dann werden die Flächen immer kleiner. Das letzte Licht ist sehr klein oder eine schmale Linie.
Die Lichter auf den Gewändern können sehr unterschiedlich angelegt werde, z.B. auf einem Negativem. Dabei wird die Fläche, wo das Licht gemalt wird, mit einer anderen Farbe untermalt. Das kann z. B. die Komplementärfarbe sein.
Anlegen der Flächen mit Grundfarbe des Proplasmas
Lichter auf rotem Umhang
Lichter auf blauem Gewand
6. Gesicht, Hände und Haare
Gesicht und Hände
Gesicht und Hände werden in der Grundfarbe angelegt.
Diese ist meist ein grünlicher Ockerton, gemischt aus Ocker, warmen Rot (z. B. Eisenoxyd oder Ercolana Red) und Schwarz.
Auch da arbeite in mehreren transparenten Lagen.
Die Aufhellung im Gesicht kann auf sehr unterschiedliche Art und Weise gemalt werden.
Siehe dazu auch mein Blog.
Unterschiedliche Gesichter (Coming soon)
Hier wurde das Gesicht in mehreren Schichten mit gelbem Ocker gemalt, das nach und nach mit Weiß aufgehellt wird.
Bei der Temperamalerei wird in Schichten gemalt, die immer erst trocknen müssen, ehe man die nächste Schicht malen kann. Wenn du zu früh erneut auf die Schichten gehst, kann sich die Malerei "aufreiben".
Das heißt, der Pinsel löst alle vorherige Schichten an und du siehst wieder das Weiß der Grundierung. Das zu reparieren ist mitunter sehr langwierig.
Deshalb versuche langsam und geduldig zu arbeiten und die einzelnen Schichten erst trocknen zu lassen ehe du weitermalst.
(rechts auf dem Bild siehst du so eine Stelle, sie ist etwas heller)
Die Aufhellungen im Gesicht werden an den Stellen begonnen, die am Ende am hellsten sind: Stirn, über den Augenbrauen, die Nase, Oberlippe, Kinn, Mundwinkel und die Stelle unter den Augen.
Ausgehend von diesen Stellen verteile die Farbe gleichmäßig in einer verlaufenden dünnen Schicht.
Auch hier wird in mehreren dünnen Schichten gearbeitet.
Haare
Die Haare werden auch mit der Hautfarbe grundiert.
Die Helligkeiten/Lichter wurden hier beim Heiligen Georg mit einem rotbraunen Ton (z. B. Umbra gebrannt) gemalt.
Die Haarsträhnen werden mit einer dünnen Schicht Umbra gebrannt definiert die auf der hellsten Stellen dicker ist und zu den Seiten ausläuft.
Danach wird die Farbe (Umbra gebrannt) mit Ocker und dann mit weiß aufgehellt und 2 Lichter auf jeder Strähne gearbeitet. Die Lichter malt man so oft, bis die gewünschte Helligkeit erreicht ist.
Das Licht auf der Haarsträhne kann ruhig sehr hell sein, denn die Haare werden dann nochmal lasiert.
Das bedeutet, dass ich eine Farbe, hier helleres Umbra gebrannt, stark mit Wasser verdünne und dann mit einem stärkeren Pinsel eine dünne Lasur über die Haare lege. Das zieht alle Stellen "zusammen" und der Eindruck wird weicher und einheitlicher.
Proplasma Gesicht
Erste Aufhellungen Gesicht und Haare
8. Firnissen
9. Ikonenweihe
Fertige Ikone "Heiliger Georg"
Eine Ikone sollte durch Firniss geschützt werden.
Über dieses Thema gehen die Meinungen unter den Ikonenmalern stark auseinander.
Einige Übermalen die fertige Ikone 1-2 Mal mit Eitempera.
In der russischen Ikonenmalerei wird viel Olifa benutzt, ein Trockenöl welches die Ikone schützt.
Einige übermalen auch mit Shellack oder Alkydharzlack.
Der Vorteil von Alkydharz ist, das er nicht vergilbt. Allerdings ist er nicht aus natürlichen Materialien und widerspricht für viele dem System, dass die Ikone nur aus natürlichen Materialien gearbeitet ist.
Das Gold schütze ich gleich nach dem Vergolden mit Shellack.
Jede neue Ikone wird geweiht. Geweiht werden alle Ikonen, die mit Farben gemalt, gedruckt, aus Holz geschnitzt, aus Stein gemeißelt, aus Metall gegossen, aus Keramik hergestellt oder mit Fäden oder Perlen gestickt sind.
Ikonen werden nur von einem Priester geweiht, entweder in der Kirche oder zu Hause. Die Weihung geschieht während eines Gottestdienstes.
Es gibt verschiedene Texte für die Weihung. Diese werden verlesen und dann wird die Ikone 3 Mal mit Weihwasser besprengt mit den Worten:
“Geweiht wird dieses Bild (Name der Ikone) durch die Gnade des Heiligen Geistes, durch Besprengung mit diesem Heiligen Wasser, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.”
(Text Wikipedia)